In der athenischen Demokratie des 5. Jahrhunderts besa jeder B?rger das Recht, in Volksversammlungen zu reden, in der Praxis aber ergriff nur eine kleine Minderheit das Wort. Diese M?nner wurden Demagogen genannt. Sie erf?llten als politische Experten eine wichtige Funktion bei der demokratischen Entscheidungsfindung, indem sie das Volk in den Versammlungen mit Informationen versorgten, politische Konzepte vorstellten und alternative Handlungsoptionen aufzeigten. Nach herk?mmlicher Forschungsmeinung entstammten die Demagogen lange Zeit der alten Aristokratie; politische Macht habe auch in der Demokratie zun?chst noch auf vornehmer Abkunft, Reichtum, ?berlegener Bildung und adligen Freundeszirkeln beruht. Erst nach dem Tod des Perikles 429 v. Chr. h?tten Aufsteiger mit populistischen Methoden Einfluss auf das Volk gewinnen k?nnen. In Auseinandersetzung mit dieser Position pl?diert der Autor daf?r, dass die Auftretensweise der Demagogen auch schon vor dieser angeblichen Z?sur durch eine Inszenierung von Loyalit?t gegen?ber der Polis und dem Volk gepr?gt war. Zwar besa en alle Demagogen ?berdurchschnittliche ?konomische Ressourcen, doch in der politischen Kommunikation betonten sie gerade nicht ihre soziale ?berlegenheit, sondern verringerten symbolisch den Abstand zum einfachen B?rger, etwa durch demonstrativen Verzicht auf eine luxuri?se Lebensf?hrung und auf aristokratische Beziehungsnetze. Die politische Ordnung der athenischen Demokratie war eben gerade nicht in die traditionelle Sozialordnung eingebettet, sondern weitgehend von dieser losgel?st. Eine Ver?nderung trat erst im vorletzten Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts ein, als ein Anspruch auf politischen Einfluss zunehmend mit traditionellen aristokratischen Ressourcen begr?ndet wurde; dieser Prozess f?hrte schlie lich zum Umsturz von 411.
Author: Christian Mann |
Publisher: de Gruyter Akademie Forschung |
Publication Date: Aug 13, 2007 |
Number of Pages: 347 pages |
Binding: Hardback or Cased Book |
ISBN-10: 3050043512 |
ISBN-13: 9783050043517 |