Adel und B?rgertum in Deutschland I

Die historische Forschung hat bisher vor allem die beeindruckende Selbstbehauptung des deutschen Adels im 19. und fr?hen 20. Jahrhundert herausgearbeitet, und zwar in der Regel mit erkennbarem Unwillen. Der Abschied des Adels aus der Geschichte ging den Historikern nicht schnell genug. Dabei gibt es zahlreiche Gr?nde f?r ein solches Obenbleiben. Unter diesen besa en die Orientierungs- und Verhaltensmuster des B?rgertums besonderes Gewicht. Wie in den meisten L?ndern Westeuropas wurden auch in Deutschland die gesellschaftlichen Machtstrukturen dieser Zeit nicht von Adel oder B?rgertum, sondern von Adel und B?rgertum gepr?gt, in genau zu bestimmenden Mischungslagen. Die Bildung einer neuen F?hrungsschicht war seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ein gesamteurop?isches Problem. Dabei wurde der Adel bis ins 20. Jahrhundert hinein immer wieder zum Reservoir derjenigen Personen gez?hlt, aus welchem eine Elite, der "neue Adel", rekrutiert werden sollte. Die Bildung eines "neuen Adels" aus Adel und B?rgertum hatte in Deutschland seine Konjunkturen und Krisen. Mit dem Konzept "Elitenbildung" ist es m?glich, die Adelsforschung aus stereotyp gewordenen Deutungsmustern zu l?sen und die Beziehung zwischen Adel und B?rgertum, die im langen 19. Jahrhundert immer wieder neu ausgehandelt und ausprobiert wurde, in ihren Chancen, ihren Erfolgen und in ihrem Scheitern zu erforschen.