Die literarischen und journalistischen Arbeiten des Autors Joachim Lottmann sind seitens der Literatur- und Medienwissenschaft sowie der Journalistik bislang keiner genaueren bzw. umfangreichen Untersuchung unterzogen worden. Auf den ersten Blick mag das nicht verwundern. Seine Romane scheinen typische, kaum nennenswert ?berformte Texte der deutschen Popliteratur mit Pr?gung der 1990er Jahre zu sein, d. h. es herrscht ein einfacher Schreibstil vor, mehr oder minder relevante Alltagsbefindlichkeiten und -beobachtungen stellen sein Sujet; seine Reportagen bspw. f?r den Spiegel oder die Zeit hingegen erweisen sich als schlecht recherchiert, teilweise tendenzi?s in ihren Aussagen, strotzen genau wie die Romane vor frauenverachtender Altm?nnererotik. Mit anderen Worten: die Texte erweisen sich an den Kriterien des professionellen und konventionellen Journalismus gemessen als inad?quat. Die Reaktionen bspw. in Form von Leserbriefen bzw. Kommentaren auf die Online-Versionen der Reportagen m?nden h?ufig in Beschimpfungen und Zweifeln an seiner journalistischen Kompetenz und m?ssen regelm? ig von den jeweiligen Redaktionen zensiert werden. Ziel dieser Untersuchung ist es, eine eigene Poetik f?r die Werke Lottmanns herauszuarbeiten, die sich im Wesentlichen aus der Poetik des New Journalism speist. Die daf?r relevante Autofiktionsdebatte konzentriert sich dabei insbesondere auf die Gegenwartsliteratur. Diese versucht, Autobiographisches und Fiktionales zu verbinden. Dies erfordert zudem eine Diskussion um Fiktionalit?t und Faktualit?t, die spezifische Autofiktionalit?t Lottmanns wird hierbei als projektives Kalk?l fokussiert, das Lottmann in oszillierenden Texturen implementiert, mit denen er ganz explizit Gesellschaftskritik sowie Kritik an den Mechanismen des zeitgen?ssischen Literaturbetriebs ?bt.
Author: Nils Wiegand |
Publisher: Diplomica Verlag |
Publication Date: Aug 06, 2015 |
Number of Pages: 112 pages |
Binding: Paperback or Softback |
ISBN-10: 3959347618 |
ISBN-13: 9783959347617 |