Es klingt wie eine Sage, und man k?nnte es fast f?r eine solche halten; an mehreren Orten soll es geschehen sein, und die Poeten haben hie und da einen Fetzen davon abgerissen, um ihn, jeder nach seiner Weise, zu verwenden. Dennoch m?chte ich eine abgelegene Wiese unserer engeren Heimat, auf welcher die deutlich erkennbare Vertiefung eines jetzt versch?tteten Ringgrabens und einige halb zersplitterte Eichenriesen am Rande derselben die St?tte eines einstigen Herrensitzes anzeigen, f?r den Schauplatz halten, auf welchem diese Schatten der Erinnerung einst in lebendiger Gestalt vor?bergingen. Nicht etwa, weil es dort vor Jahren noch in selten ausf?hrlicher ?berlieferung erz?hlt wurde; aber es ist nachweisbar von Geschlecht zu Geschlecht bis in die Gegenwart heraufgeklommen, und wenn wir die Stufen wieder abw?rts steigen, so treffen wir auf den ersten Erz?hler, dessen Name in dem noch erhaltenen Kirchenbuche verzeichnet steht, der nicht nur die Uhr des alten Herrenhauses in seinem Dorfe noch hat schlagen h?ren, wenn just die Luft nach dieser Richtung wehte, sondern der im Vorbeigehen auch noch den alten menschenscheuen Herrn in einsamer Mittagszeit unter einer der gro en Eichen sitzen sah, den greisen Kopf unbeweglich nach dem in j?hem Verfall begriffenen Geb?ude hingewandt. Bei stillem Wetter, wenn etwa die Augustsonne recht hei vom Himmel brannte, hat man es h?ren k?nnen, wie drinnen der Kalk herabgerieselt, wie es im Geb?lk gekracht oder gar, wer mag wissen was, mit dumpfem Fall herabgest?rzt ist.
Author: Theodor Storm |
Publisher: Culturea |
Publication Date: Dec 20, 2022 |
Number of Pages: 42 pages |
Binding: Paperback or Softback |
ISBN-10: NA |
ISBN-13: 9791041900930 |