In einem Saale des mail?ndischen Kastelles sa der junge Herzog Sforza ?ber den Staatsrechnungen. Neben ihn hatte sich sein Kanzler gestellt und erkl?rte die Zahlen mit gleitendem Finger. "Eine furchtbare Ziffer!" seufzte der Herzog und entsetzte sich vor der Summe, welche die mit Eile betriebenen Festungsarbeiten verschlungen hatten. "Wie viele Schwei tropfen meiner armen hungernden Lombarden!" Und um dem Anblick der verh?ngnisvollen Zahl zu entrinnen, lie er die melancholischen Augen ?ber die W?nde laufen, die mit hellfarbigen Fresken bedeckt waren. Links von der T?r hielt Bacchus ein Gelag mit seinem mythologischen Gesinde, und rechts war als Gegenst?ck die Speisung in der W?ste behandelt von einer flotten, aber gedankenlosen, den heiligen Gegenstand bis an die Grenzen der Ausgelassenheit verweltlichenden Hand. Oben auf der H?he, klein und kaum sichtbar, sa der g?ttliche Wirt, w?hrend sich im Vordergrunde eine lustige Gesellschaft ausbreitete, die an Tracht und Miene nicht ?bel einer Mittag haltenden lombardischen Schnitterbande glich und zum Lachen alle Geb?rden eines gesunden Appetites versinnlichte. Der Blick des Herzogs und der demselben aufmerksam folgende seines Kanzlers fielen auf ein sch?kerndes M?dchen, das, einen gro en Korb am Arme, wohl um die ?berbleibenden Brocken zu sammeln, sich von dem neben ihr gelagerten J?ngling umfangen und einen ger?steten Fisch zwischen das blendend blanke Gebi schieben lie . "Die da wenigstens verhungert noch nicht", scherzte der Kanzler mit mutwilligen Augen.
Author: Conrad Ferdinand Meyer |
Publisher: Culturea |
Publication Date: Feb 20, 2023 |
Number of Pages: 78 pages |
Binding: Paperback or Softback |
ISBN-10: NA |
ISBN-13: 9791041907991 |