Mein Vetter Christian hatte wirklich schon mit zwanzig Jahren seine sch?nen blauen Augen; und doch behaupteten die M?dchen, Hand aufs Herz, da sie ihnen v?llig ungef?hrlich seien. Das aber kam daher, weil derzeit, was allerdings in solchem Alter selten vorkommt, die Elektrizit?t derselben noch gebunden war; und die Ursache hiervon lag wiederum darin, da nach des Vaters fr?hem Tode der Vetter zwischen zwei so ?berwiegend energischen Frauennaturen aufgewachsen und nach kurzen und flei ig benutzten Universit?tsjahren wieder in ihre Obhut zur?ckgekehrt war. Die eine derselben, seine Mutter Gott habe sie selig! meine gute Tante Jette, hat auch mich als Knaben einmal unter ihrer r?hrigen Hand gehabt, als Christian und ich uns von ihren gro en Schattenmorellen eine Limonade gegen den hei en Sommerdurst bereitet hatten; der anderen verstand ich kunstvoll aus dem Wege zu gehen. Es war dies die alte Karoline, welche in schon betagter Jungfr?ulichkeit als Kindsmagd bei dem kleinen Christian ihren Dienst im Hause angetreten, sich hier nach unbekannt gebliebenen sonstigen Versuchen noch zweimal, wiewohl ohne den gew?hnlich dabei beabsichtigten Erfolg, verlobt hatte und schlie lich, nach des Hausherrn Tode, als Magd f?r alles in der Familie h?ngengeblieben war. Die Aufl?sung jener Verl?bnisse sollte lediglich durch die allzu gro e T?chtigkeit der Braut herbeigef?hrt sein, wovor, trotz des annehmlichen und bekannten Barverm?gens derselben, sowohl der letzte als der vorletzte Br?utigam zur?ckgeschreckt waren, welche aber demn?chst bei ihrer Herrin eine desto dauerhaftere und erhebendere Anerkennung gefunden hatte.
Author: Theodor Storm |
Publisher: Culturea |
Publication Date: Mar 29, 2023 |
Number of Pages: 28 pages |
Binding: Paperback or Softback |
ISBN-10: NA |
ISBN-13: 9791041933402 |