Brief eines reisenden Dänen

Der heutige Tag war mein seligster, so lang ich Deutschland durchreise. - Du weist es, mein Lieber, ich habe die herrliche Sch?pfung im gl?cklichen S?den genossen, den lachenden Himmel und die lachende Erde, wo der mildere Sonnenstral zu fr?hlicher Wei heit einladet, die freudegebende Traube kocht, und die g?ttlichen Fr?chte des Genies und der Begeisterung zeitigt. Ich habe vielleicht das h?chste der Pracht und des Reichthums gesehen. Der Triumph einer Menschenhand ?ber die hartn?ckige Gegenwehr der Natur ?berraschte mich ?fters - aber das nahe wohnende Elend steckte bald meine woll?stige Verwunderung an. Eine hohl?ugige Hungerfigur, die mich in den blumigten Promenaden eines f?rstlichen Lustgartens anbettelt - eine sturzdrohende Schindelh?tte, die einem pralerischen Pallast gegen?ber steht - wie schnell schl?gt sie meinen auffliegenden Stolz zu Boden! Meine Einbildung vollendet das Gem?hlde. Ich sehe jezt die Fl?che von Tausenden gleich einer gefr? igen W?rmerwelt in dieser gro sprechenden Verwesung wimmeln - Das gro e und reizende wird mir abscheulich. - Ich entdecke nichts mehr als einen siechen hinschwindenden Menschenk?rper, dessen Augen und Wangen von fiebrischer R?the brennen, und bl?hendes Leben heucheln, w?hrend da Brand und F?ulung in den r?chelnden Lungen w?then.

Author: Friedrich Schiller

Publisher: Culturea

Publication Date: Apr 04, 2023

Number of Pages: 24 pages

Binding: Paperback or Softback

ISBN-10: NA

ISBN-13: 9791041933808