Der K?nig hatte das Zimmer der Frau von Maintenon betreten und, luftbed?rftig und f?r die Witterung unempfindlich wie er war, ohne weiteres in seiner souver?nen Art ein Fenster ge?ffnet, durch welches die feuchte Herbstluft so f?hlbar eindrang, da die zarte Frau sich fr?stelnd in ihre drei oder vier R?cke schmiegte. Seit einiger Zeit hatte Ludwig der Vierzehnte seine t?glichen Besuche bei dem Weibe seines Alters zu verl?ngern begonnen und er erschien oft schon zu fr?her Abendstunde, um zu bleiben, bis seine Sp?ttafel gedeckt war. Wenn er dann nicht mit seinen Ministern arbeitete, neben seiner diskreten Freundin, die sich aufmerksam und schweigend in ihren Fauteuil begrub; wenn das Wetter Jagd oder Spaziergang verbot; wenn die Konzerte, meist oder immer geistliche Musik, sich zu oft wiederholt hatten, dann war guter Rat teuer, welchergestalt der Monarch vier Glockenstunden lang unterhalten oder zerstreut werden konnte. Die dreiste Muse Moli?res, die Z?rtlichkeiten und Ohnmachten der Lavalli?re, die k?hne Haltung und die originellen Witzworte der Montespan und so manches andere hatte seine Zeit gehabt und war nun gr?ndlich vor?ber, welk wie eine verbla te Tapete. Ma voll und fast gen?gsam wie er geworden, arbeitsam wie er immer gewesen, war der K?nig auch bei einer die Schranke und das Halbdunkel liebenden Frau angelangt.
Author: Conrad Ferdinand Meyer |
Publisher: Culturea |
Publication Date: Mar 16, 2023 |
Number of Pages: 40 pages |
Binding: Paperback or Softback |
ISBN-10: NA |
ISBN-13: 9791041949885 |