Ein kleines Manager-Brevier: Geschichten, Anekdoten und Glossen

*** Textauszug "Im Workshop, da schwimm ich" *** Ich bin kein Maler, verstehe wenig von Bildhauerei und Film interessiert mich nur in Ma en. Ich bin nicht kreativ, niemals innovativ und Ideen habe ich auch keine. Literatur ist mir jenseits der B?rsennachrichten und Sportberichterstattung ein Graus - was Metapher, Allegorie, Motive, Topos oder Symbolik bedeuten: Ich kapiere sie nicht!All das verbindet sich zu einem Gemenge der Ignoranz, das meinem - zugegeben - eingeschr?nkten Dasein lange Zeit eine durchaus annehmbare Lebensqualit?t mit regelm? igem Sex gab. Sollte der letzte Zusammenhang nicht sofort nachvollziehbar sein: Einfach einen Frauenversteher fragen, wie er sich als "guter Freund" f?hlt. Ich bin einer, der auf die dr?ngende Frage des Motivationsk?nstlers "Wollen Sie Erfolg?" mit einem lapidaren "N?" antwortet und sich bei den "sicheren" Empfehlungen seines pers?nlichen Bankberaters zu unweigerlichem Reichtum blo fragt: Warum liegt mein Bankberater nicht in einer H?ngematte auf Barbados?Und dennoch habe ich heute ein Haus gebaut, bin gegen den Strom geschwommen und habe eine Br?cke ?berquert, habe ein zartes Pfl?nzlein gegossen und in einem Orchester als zweite Geige mitgewirkt. Ich bin nicht gerne eine Geige.Damit aber nicht genug meiner Tagesleistung: Ich habe in einem Koch-Team ein 5-G?nge-Men? kreiert, diverse Netze gewebt - und die Finger an all meinen H?nden mit den Prinzipien eines ganzheitlichen Lebens versehen. Mein Daumen hat jetzt einen Namen, der Mittelfinger auch.Genau. Ich hatte heute einen Workshop. Beziehungsweise hatte er mich. Und zwar in der Symbolfalle, die alles und jeden anschaulich machen soll.Generell habe ich ja nichts gegen Arbeitssitzungen. Und ich muss der heutigen Veranstaltung der Fairness halber auch bescheinigen, dass sie ein vern?nftiges Ergebnis zustande brachte. Selbst der teuer verpflichtete Workshop-Leiter schien am Sp?tnachmittag im Verlauf einer hitzigen Diskussion durchaus Sachverstand zu zeigen. Aber: Warum tat er es nicht fr?her? Stattdessen packte er umst?ndlich seinen Mode-ratoren-Koffer aus, qu?lte erwachsene Menschen mit fr?hkindlichen Frage-Antwort-Spielen, praktizierte das "Ommmm" der gelben Karteikarten und roten Klebepunkte - und lie uns mit T?chern und B?llen das Teampotential spielend ermitteln.Ja, ich gebe es zu: Als die Kasperl-Figur des studierten Moderator-Sozialp?dagogen mein Schauspieltalent wecken wollte, bewies ich ihm, dass der R?uber Hotzenplotz nicht immer der Verlierer sein muss.Sp?testens zu diesem Zeitpunkt fiel das Urteil vernichtend auf mich hernieder: Mein Haus ist auf Sand gebaut, vor dem Ufer saufe ich ab und mein Pfl?nzlein krepiert elendig. Ich habe es nicht kapiert.

Author: Susanne Krebs

Publisher: Independently Published

Publication Date: Feb 24, 2020

Number of Pages: 80 pages

Binding: Paperback or Softback

ISBN-10: NA

ISBN-13: 9798617549463